...planen der Yogastunde

Planen oder nicht planen. Das ist die Frage….

Wenn du einen eher offenen Yogastil unterrichtest, und nicht mit einem festen Set von Übungsabfolgen arbeitest, dann musst du für jede Yogastunde selbst eine Abfolge  zurechtlegen. Das heißt, du musst dir über energetisch und praktisch sinnvolle Abfolgen im klaren sein, sowie über eine physiologisch optimale Anforderung.

Dazu kommt, dass du vielleicht ein Schwerpunktthema im Sinn hast, sei es physisch, philosophisch, mental oder emotional.

In den Yogaraum kommen mit einer klaren Idee, was du unterrichten willst, warum du es unterrichten willst und wie du es unterrichten willst heißt, du trittst mit sehr viel Intention und Engagement auf. Deine Schüler oder Teilnehmer spüren das!

Und sie erkennen es an.

Ich habe auch schon mal die Erfahrung gemacht, an einer Yogastunde teilzunehmen, die vollkommen unvorbereitet zu sein schien. Der Lehrer hatte sich offensichtlich nicht wirklich die Zeit genommen um sich über den Sinn der Übungen klar zu werden.

Das Ergebnis war für mich ein Durcheinander von Botschaften, ein Gefühl, derjenige, der vorne steht und anleitet, hat keine Ahnung was er tut. Ich erlebte einen Mangel an Erfahrung und Kompetenz.

Und ich würde lügen, wenn ich behauptete, ich war nie so! 😉

Ich hatte und habe auch heute noch meine Unsicherheiten.

Es ist schon ein ein komisches Gefühl, Menschen mit auf eine Reise zu nehmen, auf der Du selber noch bist…..

Naja. Manche Yogalehrer gehen dann einen anderen Weg. Sie gehen tatsächlich ganz unvorbereitet in die Stunde und lassen sich von der Energie leiten.

Ich stimme dem zwar zu, dass man stets präsent sein sollte und in der Lage, spontan auf die Stimmung in der Gruppe, im Kurs zu reagieren.

Ich behaupte aber auch, dass man mit einem guten Unterrichtsplan seinen Teilnehmern so viel mehr bieten kann!

In diesem Artikel teile ich mit dir wie meine Planungsprozesse in etwa ablaufen und hoffe, ich kann dich damit bei deinen unterstützen.

Inspiration, Erfahrung und Kontemplation:

Der erste Schritt der Vorbereitung ist, in einem stetigen Strom von Inspiration und Erfahrung zu sein. Gut, klappt nicht immer so stetig, wie man es gerne hätte.

Aber so meine ich es auch nicht. Nicht so exklusiv, wie es klingt!

Es bedeutet einfach:

Achtsam in Deinem Alltag sein, regelmäßig selber üben und lernen.

Bewahre dir Zeit um zu lesen, zu anderen Lehrern zu gehen, in die Natur zu gehen, zu beobachten.

Der nächste Schritt ist, wahrzunehmen, was dich im Moment am meisten interessiert und wie du dieses Thema oder diese Gedanken in deinem Unterricht einfließen lassen kannst. Dann schreibe dir diese Ideen, Interessen und Gedanken unbedingt auf!

Das ist wichtig, denn diese Gedanken und Ideen sind oft so flüchtig, dass du sie schnell wieder vergisst, wenn du sie nicht auf Papier festhältst. Manchmal dauert es Wochen und Monate bis eine Idee gereift ist- nutze einen Ideen Parkplatz!

Oft habe ich einen Lehrplan oder ein Thema, das ich unterrichten möchte. Das bietet Stoff für Wochen oder sogar Monate. Je mehr ich in meinen Gedanken bei diesem Thema bin, desto mehr beginne ich, Hinweise und Bilder in meiner Umwelt zu sehen, die sich darauf beziehen. Oder Menschen zu begegnen, die mir darüber etwas sagen können und sogar Empfindungen in meinem Körper zu spüren. Kurz gesagt, wenn du eine kraftvolle Botschaft hast, die du deinen Schülern vermitteln willst, musst du zuerst einige Zeit sozusagen in Beziehung mit ihr verbringen. Erlange auf diese Weise Erfahrung. Eigene Erfahrung ist ein starkes Fundament!

Dann gib deiner Botschaft eine Form. Sobald du dich bereit fühlst, dein Angebot zu machen, ist der nächste Schritt, es in Form zu bringen. Wie willst du dein Thema an den Mann oder an die Frau bringen? Nun, je nachdem, auf welche Art du arbeitest, kommen hier verschiedene Techniken zur Anwendung.

Physischer Fokus:

Wenn dein Lehrplan einen rein physischen Schwerpunkt hat, wie z.B. eine Peak-Pose oder eine Ausrichtungstechnik, die deine Schüler noch nicht beherrschen, dann muss dein Lehrplan folgendermaßen funktionieren.

Mache dir klar, welche Körperhaltungen, Atemübungen, Partnerübungen, Meditationen, Bewegungsübungen usw. deinen Schülern helfen werden, den “Höhepunkt” der Yogastunde zu erreichen.

Wenn diese Peak-Pose oder fortgeschrittene Asana oder Technik (oder alles zusammen) kompliziert ist, dann achte darauf, dass  du deine Schüler Schritt für Schritt heran führst. So, dass jeder in der Gruppe sich in seinem Tempo und innerhalb seiner Möglichkeiten an die Übung herantasten kann. Das ist vor allem dann wichtig, wenn in der Gruppe auch “neuere” Schüler sind.

Achte darauf, dass die Yogastunde trotz allem gut ausbalanciert ist, dass du nicht einfach nur stur in eine Richtung arbeitest, denn das Ergebnis in den Körpern (und dem Nervensystem) deiner Schüler kann danach weniger optimal sein, selbst wenn sie den Gipfel erreicht und die Endhaltung geschafft haben!

Dazu gehört auch, auf das Timing zu achten, so dass am Ende die Stunde rund ist.

Vernachlässige nicht das “runterkommen” und entspannen.

Diese Art der Kursplanung wird deinen Lehrplan erweitern und deinen Schülern helfen, ihre körperliche Praxis zu verfeinern.

Mentaler/Emotionaler Fokus:

Wenn ich eine Yogastunde plane, die eine bestimmte mentale oder emotionale Qualität hervorrufen soll, dann liegt mein Schwerpunkt darauf, eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. Auch hier geht es um die Wahl von Körperhaltungen, Sequenzen, Meditationen, Mudras, Texten, Atemarbeit, Partnerübungen und Klang, die diese Stimmung hervorheben. Es bedeutet auch, mich selbst in diese Stimmung zu versetzen, so dass ich die Übertragung auf einer energetischen Ebene anbieten kann, die sogar noch wirkungsvoller ist als die Haltungen, die ich aussuche.

Und so kann ein mentaler/emotionaler Schwerpunkt für eine Gruppe bedeuten, dass man ihn auf explizite Weise teilt, indem man den Schülern sagt, auf welche Emotion sie sich konzentrieren sollen, oder man kann ganz implizit vorgehen.

Diese Art der Kursplanung kann deine Fähigkeiten als Lehrer/in sehr erweitern, da sie dich fordert, über die körperlichen Aspekte hinaus zu gehen und auf einer energetischen Ebene zu wirken.

Philosophischer Fokus:

Die Yoga Tradition ist reich an philosophischen Lehren und so gibt es eine Fülle von Inspiration und Weisheit, aus der man schöpfen kann.

Diese jedoch im Unterricht unter zu bringen, kann selbst für erfahrene Lehrer eine Herausforderung sein.

Wenn du den Wunsch hast, eine philosophische Lehre mit deinen Schülern zu teilen, indem du die Methoden des Hatha-Yoga nutzt, um es mal so auszudrücken, dann ist es wichtig, die ersten Schritte der Lehre nicht zu überspringen. Nachdenken und Erleben.

Sobald du sie selbst am eigenen Leib erfahren und erlebt hast, dann wirst du in der Lage sein, selbst die komplexeste Botschaft in eine Sprache des Herzens zu übersetzen.

Oder in eine Handlung zu übersetzen, die spürbar ist.

Sobald du das geschafft hast, ist der Prozess wie beim mentalen und emotionalen Fokus.  Unterstütze deine Schüler dabei, die philosophische Lehrer mit ihrem Körper, ihrem Geist und ihren Herzen zu “erspüren”.

Am leichtesten geht das, indem du sowohl persönliche Erfahrung als auch ganz allgemeine Anwendungsbeispiele in deinen Vortrag einwebst.

So dass jeder in der Gruppe etwas hat, das er oder sie auf sich beziehen kann und deine Schüler nicht das Gefühl haben, dass du ihnen vorschreibst, was sie glauben oder wie sie denken sollen.

Diese Art der Kursplanung wird dir helfen, das was du aus Texten, von Lehrern und vom Leben gelernt hast, für deinen Unterricht zu nutzen, für dich selbst zu vertiefen und dir zu eigen zu machen.

Loslassen mit offenen Händen:

Der letzte Schritt ist der, vor der Gruppe zu stehen und das Angebot zu machen.

Es ist mir wichtig, dass meine Schüler das Gefühl haben, dass ich vorbereitet bin, dass ich ihre Zeit und Aufmerksamkeit schätze und dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe, was ich mit ihnen üben möchte.

Aber ich möchte nicht, dass sich mein Angebot starr anfühlt und dass ich so unflexibel bin, dass ich nicht auf die Gruppe eingehen kann.

Sobald ich also meinen Plan erstellt habe und ich mich darauf vorbereite, ihn zu unterrichten, nehme ich mir vor jeder Yogastunde einen Moment Zeit, um ruhig zu sitzen, mich zu konzentrieren, meine Antennen auf Empfang zu stellen und zu vertrauen.

Dem Prozess der Planung zu vertrauen und dem, was ich zu bieten habe.

Meiner Fähigkeit zu vertrauen, das wahrzunehmen, was im Moment des Unterrichtens entstehen wird und elegant darauf zu reagieren.

Mit anderen Worten, der Planungsprozess selbst schafft dir ein Grundgerüst, einen Schatz an Themen, Inhalten und Intention.

Sie enthalten die Essenz dessen, was du vermitteln willst.

Aber im Moment des Unterrichtens wird es notwendig, alle Erwartung daran loszulassen, einfach die Essenz deiner Planung aus dir herausfließen zu lassen und mit der Energie in dem Raum zu verschmelzen, den du und deine Schüler gemeinsam erschaffen.

Das ist der Teil ohne Plan!

Das ist der Teil, den du nicht kontrollieren kannst, und dennoch kannst du sich darin üben. Es gibt eine Art Geschicklichkeit, darin, schnell zu reagieren und deinem Thema treu zu bleiben, egal was dabei herauskommt.

Das Loslassen mit offenen Händen bedeutet auch, dass du keine kostbare Energie verschwendest, wenn du das Gefühl hast, dass deine Yogastunde gerade so gar nicht nach Plan verläuft.

Dies geschieht manchmal, auch trotz Planung, und zwar unabhängig davon, ob du seit zwei oder seit zwanzig Jahren unterrichtest.

Vermeide zu große Selbstkritik und lerne aus der Erfahrung.

Gewöhne dir an, dir zu notieren, was in deinem Unterricht funktioniert hat und was nicht.

Du hast deine bestes gegeben und das war’s.

Ich teile gerne, was für mich funktioniert und welche Erfahrungen ich als Yogalehrerin in meinen Kursen gemacht habe und ich hoffe, dass dieser Artikel dir Unterstützung bei der Verfeinerung deines Handwerks bietet. Happy Planning!

P.S.: Wenn du noch nicht unterrichtest, oder noch nicht lange, dann lade dir doch den Yogastunden Blueprint herunter. Er wird dir Starthilfe in Sachen Unterrichtsplanung leisten!

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